In China ist es verboten die tibetische Nationalflagge aufzuhängen oder gar zu besitzen. Es ist ihnen auch untersagt, ein Bild des aktuellen Dalai Lama aufzuhängen. Tibeter bekommen keinen Reisepass. Sie dürfen nur innerhalb Chinas reisen. Auch der Zugang zu Bildung ist stark eingegrenzt. Trägt man in der Öffentlichkeit ein „Free Tibet“ T-Shirt , würde man sofort verhaftet werden.
Jedes tibetische Haus hat Flaggenpflicht. Überall wo man hinschaut, hängen chinesische Flaggen über jedem noch so kleinen tibetischen Häuschen. Dies wird von der Regierung regelmässig kontrolliert. Hängt keine Fahne, wird dies mit Geldbusen bestraft. Unter der Macht des Kommunisten Mao wurden etwa 1,2 Millionen Tibeter ermordet.
Mönche und Nonnen wurden geschlagen, gefoltert, vergewaltigt und öffentlich hingerichtet. Menschenrechtsverletzungen an Tibetern und Übergriffe gegen buddhistische Mönche und Nonnen sind auch weiterhin an der Tagesordnung. Über 6000 Tempel und Klöster wurden zerstört. Heute wurden für den Massentourismus einige Tempel und Klöster teilweise wieder aufgebaut. China erzwingt sich mit allen Mitteln Tibet als Teil ihres Landes. Man zwingt die Tibeter regelrecht in die Knie und wenn man durch Lhasa läuft, fühlt man sich fast störend als Tourist. Man läuft zwischen den Tibetern, welche irgendwie wirken als tragen sie eine schwere Last auf ihren Schultern. Erhascht man einen Augenkontakt, kommt oft ein schüchternes Lächeln. Auf uns wirkten sie resignierend und irgendwie traurig und eingeschüchtert. Kennt man ihre Geschichte, wird man fast wütend dabei sie so zu sehen. Nach und nach haben sie ihre Identität verloren.
Um ehrlich zu sein, wir waren auch ein wenig geschockt von Lhasa City, da diese mittlerweile wie eine typische chinesische Stadt aussieht mit farblosen hässlichen Hochhäusern. Lediglich die Gebiete um den Jokhang Tempel herum spiegeln das traditionelle Tibet wieder.
Wenn man auf den Jokhang Tempel zuläuft, spürt man eine gewisse Anziehungskraft. Rauchschwaden steigen rechts und links des Eingangs auf. Im Uhrzeigersinn laufen die Pilger um den Tempel, jeder mit seiner Gebetstrommel drehend in der Hand. Man wird in diesen Sog aufgenommen und man läuft automatisch mit, immer im Uhrzeigersinn. Vor dem Tempel schmeissen sie sich auf den Boden, immer und immer wieder. Seitens Chinas gibt es viele Auflagen und Verbote was die Ausführung ihrer Religion, dem Buddhismus anbelangt. Wir versuchen uns heimlich zwischen ihnen zu bewegen. Auch im Tempel schleichen wir in unserer kleinen 4er Gruppe leise und vorsichtig durch die Gänge, während die tibetischen Pilger ihre Rituale befolgen. Jeder hält eine Schüssel mit einer butterartigen öligen Masse in den Händen. Diese wird in grosse Schalen vor den grossen Buddhas mit einem Löffel hineingegeben und kleine Kerzen werden hineingesteckt und angezündet. Anschliessend laufen sie durch die einzelnen Räume, flüstern ihre Gebete vor sich hin. Aus anderen Räumen schallt ein Trommeln. Man ist wie benebelt von dem Gebetsflüstern und dem Trommeln im Hintergrund. Wir hatten manchmal sogar Angst, etwas falsch zu machen.
Aus diesem Trance gerissen wurden wir jedes Mal wenn eine chinesische Reisegruppe den Tempel betrat. Dabei bekam ich jedes Mal Wut im Bauch. In Massen, wie laute Elefanten rannten sie durch die Tempel. Vorne weg, laut erklärend, ihr Guide. Wir wurden rücksichtslos an die Wand gequetscht und warteten bis dieser Sturm vorüber war. Auch im Potala Palast geht es nicht anders zu. Für Chinesen eine Sehenswürdigkeit, die es abzuarbeiten gilt. Wir besuchten auch das tibetische Museum, was eigentlich eine Lachnummer ist, da hier die Geschichte der Chinesen verkauft wird. Man kann die Tibeter nicht so recht verstehen. Man baut ihnen doch Strassen und Schulen. Doch schleichend geht die Zerstörung noch heute voran. Langsam werden die Tibeter eine Minderheit in ihrem eigenen Land. Immer mehr Chinesen wandern in Tibet ein. Heute stehen ca. 7,5 Millionen Chinesen, ca. 6 Millionen Tibetern gegenüber. Wirtschaftliche und berufliche Vorteile sind hier den Chinesen vorbehalten. Die jungen Tibeter sprechen mittlerweile alle chinesisch. Der Bezug zu ihrer Religion und Kultur schwächt zunehmend ab.
Lhasa hat eine starke Anziehungskraft und jeder der es zulässt, kann diese Anziehungskraft regelrecht spüren. Es löst etwas in einem aus, auf dem Dach der Welt zu stehen. Aber man spürt auch, dass hier etwas gewaltig nicht stimmt. Dann kommt immer dieses „Warum?“ Aber letztendlich geht es wie immer um Macht, Geld und Einfluss – koste es was es wolle.
Unsere persönliche Meinung gegenüber Chinesen mag radikal wirken, aber in diesen 2,5 Monaten China, wurden wir nie eines Besseren belehrt. Unsere Antipathie gegenüber diesem Volk ist gross. Dies war bereits der Fall bevor wir Tibet besucht haben. Oft wollten wir das Land aufgeben und uns einfach ein Flugticket nach Südostasien kaufen. Doch wollten wir unsere Reise in diesem Land auch beenden wie geplant und nicht den einfachen Weg gehen. Wir sind froh um die Erfahrungen aber wir verlassen das Land nicht als Freunde. Wir sind auch sicher, dass wir China nie wieder betreten werden. Die Faszination für dieses Land blieb bei uns völlig aus. Das beruht einfach auf unseren eigenen Erfahrungen. Sicher sind sehr viele komplett anderer Meinung, aber wir denken, es ist völlig legitim, dass man auf so einer grossen Reise nicht jedes Land „lieb“ haben kann. Wir sind froh, dass wir China „geschafft“ haben und Nepal erscheint uns gerade wie ein anderer Planet. Als wir zu Fuss die Grenze überquerten, änderte sich selbst der Geruch schlagartig. Es roch so friedlich und die Gesichter schenkten uns wieder ein Lächeln.
Farewell China – Hello Nepal!
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