Auf so einer langen Reise ist es normal, dass man auch mal krank wird. Erkältung und Durchfall sind hierbei wohl die Klassiker. Aber seit ein paar Tagen und nach ausgiebiger Recherche über Google, vermuten wir jedoch, dass ich eine Gürtelrose habe! Und die Mutter sagt, damit wäre nicht zu spassen, der Doktor muss da rauf gucken. Also wanderten wir los zum Lijiang People’s Hospital. Wir sind mittlerweile wirklich einiges gewöhnt was China anbelangt, aber als wir dort ankamen traf uns so ziemlich der Schlag. Die Flure waren überfüllt mit Menschen. In jeder freien Ecke, im Gang und in „Behandlungszimmern“ wimmelte es von kranken Menschen. Ein Mann lag auf einem Rollbett und war voller Fliegen. Er wurde im Flur untersucht. Sein Zustand war sehr unschön aber man konnte kaum weg schauen weil es auch überall sehr eng war. Dann war da eine lange Schlange vor einem kleinen Zimmer, welches auch mit Menschen voll war. Mittendrin eine kleine Ärztin die nacheinander die Leute untersuchte. Und wenn es hätte sein müssen, hätte man sich vor allen bis auf den Schlüpfer entblößt. Währenddessen wurde gemütlich geraucht. Rauschschwaden zogen den Flur entlang. Hinter einer Glaswand sassen ca. 30 Patienten nebeneinander in einem Raum und hatten alle einen Tropf im Arm. Das war die sogenannte Tropfstation. Auch die einzelnen Krankenzimmer waren offen und drin lagen die Leute auf den Betten in ihrer Alltagskleidung. Daniel musste einmal das Klo aufsuchen, was er lieber hätte bleiben lassen sollen. Wir versuchten verzweifelt irgendwie jemanden zu finden, der vielleicht hätte helfen können, was ich tun muss, wo ich mich anmelde zum Beispiel. Aber nein. Wir wurden abgewiesen. Da war natürlich das grosse Sprachproblem aber wir sind eigentlich nicht so schlecht im pantomimischen Erklären. Doch es schien als wollte uns niemand helfen. Ich wollte nur dieses Antibiotika haben. Doch wir blieben erfolglos. So standen wir verloren im Gang und es lief darauf hinaus, dass wir wieder gehen mussten. Da stand ich nun mit meiner Gürtelrose, welche im Übrigen auch noch aussah wie ein Kartenumriss von China!
Tipps wie man auf Reisen gesund bleibt hat Conni von Planet Backpack in ihrem Artikel „Gesund und fit auf Reisen: Der Guide für Backpacker und Weltreisende“ sehr gut beschrieben.
Nach dem eher ernüchternden Besuch im Krankenhaus entschieden wir nun, dass Daniel zum Friseur muss! Vom Krankenhaus zum Friseur. Einen schöneren Szenenwechsel hätte es wohl nicht geben können. Daniel sah mittlerweile aus wie einer von den Army of Lovers und somit war der Haircut dringend nötig. Wir endeten in einem kleinen Laden, in denen fünf junge Chinesen als Friseur tätig waren. Sie trugen alle schwarze Daunenjacken. Erst kicherten sie und fanden es scheinbar amüsant einem Nicht-Chinesen das Haar zu schneiden. Jedoch wurde ausschliesslich ICH gefragt, wie DANIEL die Haare haben soll. Daniel hatte nichts zu melden. Ich wunderte mich und dachte es wäre ein Spass. Jedoch ist das hier kein Spass sondern Normalität, dass Frauen hier die Hosen anhaben. Dies geht weit in die Geschichte des Naxi Stamms zurück, welcher in Lijiang seinen Ursprung hat. Noch heute ist das zum Beispiel in der Sprache verankert. So bekommen Substantive eine stärkere Bedeutung wenn das Wort „Frau“ angehängt wird. Wird hingegen das Wort „Mann“ angehängt schwächt es die Bedeutung des Wortes. Zum Beispiel das Wort Stein. Hängt man „Frau“ an den Stein wird er zu einem Felsbrocken. Stein und „Mann“ hingegen bedeutet so etwas wie Kieselstein.
Jedenfalls bestimme allein ich über Daniels neue Frisur. Gern hätte ich zur eigenen Belustigung gesagt „Oben kurz, hinten lang“ aber war dann doch fair und am Ende wurde es ein ganz guter Kurzhaarschnitt. Da waren sie ab, die langen lockigen Haare. Somit ging Daniel mit neuer Frisur und ich mit einer Gürtelrose auf dem Rücken ins Bett.
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