Für uns ging es am 25. September zurück nach China. Um den Flug von Berlin nach Peking zu überleben, gab es diesmal Pillen von der Dorfärztin aus Mehrow, statt wie gewöhnlich eine Flasche Vodka. „Die machen Sie lustig, die Pillen“ versicherte mir Frau Doktor. Vielleicht war ich nicht spassig aber dafür hatte ich diese „Is mir alles scheissegal“ -Einstellung. Hervorragend bei Flugangst. Ich sass 10 Stunden brav in meinem Stuhl und träumte die absurdesten Sachen. Danke Frau Doktor!
Nach einem kurzen Stopp in Peking ging es weiter nach Kunming. Noch immer dachte ich die Gleichgültigkeit der Zauberpille zu spüren und lud nicht nach. Der Flug war Horror für mich und ich war sicher, dass ich später nach Hause laufe. Von Bangkok aus.
In Kunming verbrachten wir noch ein paar schöne Tage. Es war der Beginn der Goldenen Woche in China. Überall wurde getanzt und gesungen.
Dann ging es mit dem Bus weiter nach Dali. Wir waren froh, dass wir unsere iPods noch aufgeladen hatten. Am Morgen um 9:30 Uhr gab es den ersten Bordfilm. Volle Lautstärke. Es muss ja gut krachen. Wir versuchten ein Nickerchen zu machen, wurden jedoch von dem fürchterlichen Geschrei des Mannes im Fernseher geweckt, da ihm lebendig die Gedärme rausgerissen wurden. Ich wurde aggressiv davon und hätte gern mit einer Kalaschnikow in den Bildschirm geschossen. Die Brutalität dieses Filmes war unglaublich. Die Chinesen um uns herum starrten benebelt auf den Bildschirm und schienen sich nicht im Geringsten an dem lauten Geschrei zu stören. Schnell stopften wir uns unsere Kopfhörer in die Ohren und suchten nach basslastiger Musik um diesem Dreck im TV irgendwie zu entkommen. Wie so üblich hielten wir unterwegs ständig an, damit der Fahrer Waren aufnehmen und im Kofferraum seines Buses verstauen kann. Säckeweise Reis und Obstkisten oder aber auch mal ein Waschbecken fanden ihren Platz in unserem Bus. Wir kamen trotzdem pünktlich in Dali an und erfreuten uns bei Ankunft an einem Cappuccino in einem ruhigen Café in einer friedlich stillen Strasse. Doch dies sollte nicht so bleiben.
Nach einiger Zeit war uns das chinesische Essen etwas über und wir suchten Pizza. Und für Essen tun wir einiges. Wir mussten uns durch die völlig verstopften Strassen von Dali quälen. Es war in der Tat eine Qual für uns. Da ist diese Strasse, vielleicht auch eher eine Gasse in die es im Gänsemarsch dicht aneinander klebend durchgeht. Es ist hier die Hauptbespassungsstrasse. Auf 100 Metern erstrecken sich gefühlte tausend Geschäfte und Restaurants. An fast jeder Tür wird eine Musikbox rausgestellt und auf Maximum aufgedreht. Im schlimmsten Fall wird noch ein Mikrofon angeschlossen und neben den Bässen ruft ein Chinese noch für uns kaum erkennbare Laute hinein. Dazu kommt dieses hämmernde Geräusch. Immer und immer wieder. Wir dachten erst, dies wäre nur in unseren Köpfen aber am Strassenrand sitzen Männer und schlagen auf ein Stück Metall um daraus schöne Armringe für die Damen zu fertigen. Da läuft man durch diese überfüllte Strasse, entgegen kommen dir Chinesen mit blinkenden roten Hörnchen oder verdammt peinlichen Hüten auf dem Kopf. Zwischendurch vielleicht auch mal Spiderman oder Minnie Maus. Am Boden liegt einer mit vier Hunden, wobei bei drei Hunden nicht sicher war, ob diese noch lebten. Diese Bässe, dieses Hämmern inmitten dieser Massen. Reicht das um verrückt zu werden?
Diesmal landeten wir in den chinesischen Oktoberferien, eine Zeit in der Chinesen gerne und viel reisen. 80% der Menschen tummeln sich auf 20% der Fläche.
Die Altstadt Dalis ist in der Tat ein hübsches Örtchen, denkt man sich mal kurz die Massen weg. Kleine Strassen durchzogen von kleinen Kanälen, hier und da plätschert ein Wasserrad. Westlich erstreckt sich der Cang Shan Gebirgszug, so dicht, dass man jeden Morgen dachte: „Oh, was zieht denn da für ein schwarzes Gewitter auf!?“ wenn man durch die Strassen gen Westen blickt.
Östlich der Stadt liegt der Er Hai See, mit seinen kleinen Bai Dörfern, welchen man in einem 40 minütigem Spaziergang erreicht. Wir wählten unwissend die falsche Strasse zum See und liefen stattdessen durch Plantagen. Anfangs war niemand zu sehen und wir warteten darauf, dass ein Chinese aus dem Mais springt und uns überfällt. Ist natürlich Quatsch aber im Gegensatz dazu realisierten wir erst nach einiger Zeit diese Monsterspinnen. Zu Hunderten hingen sie über unseren Köpfen. Für einmal starrten wir beim Laufen nicht geradeaus oder auf den Boden, nein ,wir starrten nur nach oben um auf einen Angriff der Spinnen vorbereitet zu sein. Selbst im Dorf, nahe dem See, hingen sie in einer Grosszahl an den Stromleitungen und dominierten den Himmel der schmalen Gassen.
Leider ist unsere gute Canon SLR Kamera kaputt gegangen und so müssen wir uns gerade mit unseren iPhones über Wasser halten. Das ist der Grund dafür, dass es aus Dali nur instagrammierte Bilder auf Facebook zu gucken gibt.
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