Als wir am Morgen aufwachten und Daniel die Tür zum Badezimmer öffnete, blieb er still stehen und bekam nur ein „iihh“ heraus. Ich wusste sogleich was uns im Bad erwartete. Eine riesige Kakerlake klebte in der Dusche. So standen wir beide vor dem Bad, nicht imstande da auch nur den Fuss reinzusetzen. Wir legten ein Verhalten an den Tag als sässe ein ausgewachsener sehr hungriger, bengalischer Tiger im Bad. Schnell schlossen wir wieder die Tür, damit er nicht raussprang. Ich pinkelte mir fast in die Hosen aber das Bad zu betreten war ausgeschlossen. Nach einigem Hin und Her gingen wir mit hoch aggressivem, chemischen Spray (vom Nachbarn geliehen) bewaffnet ins Bad und sprühten die Kakerlake zu Tode.
Dann beeilten wir uns und schmissen uns schnell eine Klamotte über um pünktlich an den Strand zu kommen. Da wartete unser Boot um einen Schnorchelausflug um die Gili Inseln zu machen, den wir am Abend zuvor gebucht hatten. Als wir ankamen waren ausser uns fünf Bilderbuchrussen und zwei Österreicher an Bord. Gut, dachten wir, dann gibt es ja genug Platz für uns alle auf dem Boot.
Eine der Russen, eine dickliche Blonde mit Palletten bestücktem Mega Shirt wollte ins Boot steigen was leicht von den Wellen geschaukelt wurde. Sie bekam Panik und sagte auf Russisch was vor sich hin und setzte schnell ihren Fuss wieder an Land. Ihre beiden russischen Männer, mit riesen Bierbäuchen und kleinem Badeschlüpfer an, lachten. Das Boot legte ab. Doch die russische Frau schien ihre Meinung zu ändern und schrie wieder auf Russisch so dass das Boot wieder anlegte und sie es sich doch traute in das Boot zu steigen. Dann ging es endlich los. Dachten wir. Nach ein paar Metern auf dem Wasser hielten wir wieder an Land an und weitere zehn Personen kamen ins Boot. Es wurde langsam eng. Wir dachten schon, ach doof, dann sind wir ja viel zu viele. Wir wollten doch nach Schildkröten tauchen. Nun ja, wir fuhren wieder ein paar Meter und legten plötzlich wieder an Land an. Weitere zehn Menschen wurden in das Boot befördert!!! Nun wurde es sehr eng und wir sassen alle wie Ölsardinen aneinander gequetscht in diesem Holzboot. Alle warfen sich prüfende Blicke zu. Da war die Welt im Boot nun komplett: Russen, Franzosen, Österreicher, Australier, Amerikaner, Brasilianer, Chinesen, Deutsche und noch mehr Russen. Und dazu noch nen paar Indonesier die das Boot versuchten in Fahrt zu bringen. Daniel und ich waren jetzt schon enttäuscht. Zuvor waren wir doch solche Ausflüge nur zu dritt gewohnt. Nun sassen wir gefangen in diesem Holzboot mit Massen von Menschen. Jeder wurde auch irgendwie seiner Nation gerecht. Da war auch dieses eine russische Pärchen. Er auch einen Bierbauch, sie spindeldürr und knappen Tanga an.
Die australische Famile sass mit ihren beiden kleinen Söhnen an Bord. Besonders amüsant waren da auch die zwei Chinesen. In voller Montur bestiegen sie das Boot. Sie, aufgespritzte Lippen und stets ihre eigene Schwimmweste im knietiefen Wasser an und er in kleinem Badeschlüpfer und geschätzten 40kg auf den Rippen. Keiner von beiden sprang ins Wasser. Sobald es leicht schaukelte auf dem Boot, zog sie ihre Schwimmweste noch fester.
Zudem war da eine Gruppe junger Australier und Amerikaner welche sich mit schönen jungen Russinnen geschmückt haben. Einer der Australier trug einen Vokohila aus dem Bilderbuch. Wir konnten nicht aufhören ihn anzustarren. Wir waren fasziniert von seiner Erscheinung. Hardcore Vokohila, Achselhaare und offenes weisses Hemd. Sexy! Hätten nicht geglaubt, dass es Menschen gibt, die unsere Faschingsperrücke in echt auf dem Kopf tragen. Seine Begleitung (die jungen Russinen) kicherten ununterbrochen. Es schien als können sie lachen und atmen nicht so recht verbinden. Sie lachten beim ein- und ausatmen gleichzeitig. Ein nerviges Gelächter wurde zum dominierenden Geräusch auf dem Boot.
Wir fuhren nur mühsam auf das offene Wasser. Ein Indonesier sprang hinein und forderte uns auf ihm zu folgen um die Schildkröten zu finden. Somit sprangen alle 30 Mann ins Wasser. Jede bis dahin noch anwesende Schildkröte trat die Flucht an. So schwammen wir als zusammenklebender Klos durch das Wasser. Hier und da bekam man ne Flosse in die Schnauze oder man hatte einen russischen Tangapo im Gesicht. Tatsächlich liess sich eine Schildkröte blicken. Wie wild , als ginge es um Leben und Tod, strampelten alle Richtung Schildkröte. Die suchte das Weite und verschwand im dunklen Wasser. Daniel und ich hatten recht schnell die Nase voll (nicht nur mit Salzwasser) und wir schwammen mit den beiden Franzosen, mit denen wir uns verbündeten, etwas abseits.
Dann ging es zurück ins Boot. Dort kotzte eines der australischen Kinder erst einmal das Boot voll. Untermalt mit dem Gelächter der russischen Mädchen. Der kleine hatte ein grosses Frühstück wie uns der Vater mitteilte. Alle rutschten nun noch mehr zusammen, da die Kotze über den Boden schwamm. So schaukelten wir weiter übers Wasser. Flucht war hier erst mal unmöglich. Zudem waren scheinbar alle Raucher auf dem Boot. Nach jedem Schnorchelgang zündete sich eigentlich JEDER eine Fluppe an. Ein sich wiederholender Prozess. So ein Schnorcheltrip geht schon an die Nerven so dass man die beruhigende Zigarette danach nötig hatte.
Dann sass da noch die dickliche Russin nun in ihrem Blümchen Bikini und riesigem Sonnenhut auf dem Kopf. Man sah ihr die Panik an sobald das Bötchen ein wenig schaukelte. Auch wenn einer ihrer russischen Begleiter nicht gleich im Boot war, wenn der Kapitän alle ins Boot zurück rief, wurde sie noch panischer und schrie in russischer Sprache über den ganzen Ozean.
Die Australier und die jungen Model Russinnen sassen an der Spitze des Bootes und erfreuten sich der männlichen Blicke. Diese riefen laut „Who rockst the boat? We rock the boat!“ Die Damen hatten schier Freude und kicherten wieder mit unkontrollierter Atmung. Knarrende Bassboxen und ein paar Flaschen Bier hätten diesen Moment perfekt gemacht. Dazu kam später noch der perfekt aussehende Brasilianer mit einem Bilderbuch Body und immer leicht geöffneten Mund. Immer wenn ich ihn ansah, hatte ich so eine Duschbad Werbung im Kopf in welcher er aus dem Meer schiesst und das Wasser in seinem Gesicht abperlt. Der Mund stets offen.
So liessen wir diesen Trip über uns ergehen. Es gab noch einige Stops auf dem Wasser und wir schnorchelten uns durch eine schöne kleine bunte Unterwasserwelt. Am Ende erfreuten wir uns der vielen Menschen, die uns viel spannender erschienen als das Schnorcheln selbst. Trotzdem waren wir froh, als wir wieder an Land gingen. Massentourismus versteckt sich eben überall.
Leider gibt es von diesem Trip keine Bilder, was sehr bedauernwert ist in diesem Fall :-)
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