top of page

Willkommen in Nepal

Nepal liegt mit einer Fläche von 147.181 km² (ungefähr die Grösse von Griechenland) zwischen den beiden Super Countries China und Indien und wird von diesen komplett eingegrenzt. Von China im Norden trennt sie der Himalaya und nach Indien muss der Dschungel durchquert werden. In Nepal existiert eine harmonische Mischung aus Hinduismus und Buddhismus.

Auch wenn in den letzten Jahren sehr viel in Bezug auf Entwicklungshilfe passiert ist, gehört Nepal noch immer zu den ärmsten Ländern der Welt. Ein Viertel der Bevölkerung lebt unter der nationalen Armutsgrenze. Rund 45% der Frauen sowie 25% der Männer können weder Lesen noch Schreiben. Das jährliche durchschnittliche Einkommen in Nepal beträgt ca. unser Einkommen pro Woche.


Nachdem wir aus Pokhara wieder in Kathmandu ankamen, half uns Shiva von STDRF einen Platz bei einer lokalen Familie zu finden. Die nächsten Wochen wollten wir gerne Volunteering versuchen. Wir kamen nach Jorparti, am Stadtrand von Kathmandu. Dort lebten wir bei Chan und seiner Familie. Ausser uns gab es noch weitere Volunteers: Tanya aus Russland, Claire aus New Jersey und später noch Selena aus Brisbane. Alle waren sie nach Nepal gekommen um Gutes zu tun. Dies war zumindest unser aller Vorstellung. Schnell stellten wir fest, dass wir hier das echte Nepal kennenlernten. Thamel ist dem Tourist recht gemacht, bequem und unterhaltsam.

Wir sind hier nun im abgelegenen Teil von Kathmandu. Oft lagen wir abends im Zimmer und draussen bellten die Hunde (gefühlte hundert verschiedene Belltöne). Sie bellten jede Nacht stundenlang. Jemand schrie. Die Hunde bellten weiter. Daniel und ich teilten ein Zimmer. Wir hatten ein Klo mit Spüle. Mit Spüle! Das ist Luxus. Wir hatten auch ein Waschbecken und eine Dusche, nur kam kein Wasser raus. Geduscht wurde nebenan im Gemeinschaftsbad und mit Glück hatten wir warmes Wasser. Mehrmals am Tag wird der Strom von der Regierung abgestellt. Da kann es passieren, dass man plötzlich im Dunkeln sitzt beim Essen. Oder auch im Supermarkt wenn man vor dem Kühlregal steht kann es plötzlich stockduster werden. Nach einigen Sekunden geht dann das dürftige Notfall Licht an. Eine Heizung gibt es hier auch nicht. Im Wohnzimmer sassen wir alle mit Jacke, Mütze und Schal in einer Decke eingewickelt und schauten indische Filme.

Jeden Morgen zum Frühstück gab es Daal Bhat (Reis mit Linsensuppe) mit Spinat und Kartoffel. Jeden Morgen, jeden Tag, 2 Wochen lang. Ehrlich, wir vermissen es. „Daal Bhat Power 24h!“



Am Tage waren wir alle unterwegs und unterrichteten in Schulen oder Klöstern oder malten Wände an im Kinderhaus. Am Abend sassen wir wieder alle im Schneidersitz um den Tisch herum und assen zusammen.


In den Zimmern war es abends immer verdammt kalt und eine Dusche zu nehmen, kostete jedes Mal ordentlich Überwindung. Geduscht wurde hier eh sporadisch. Das Wasser kommt aus einem grossen Tank vom Dach. Da heisst es sparsam sein. Auf dem Dach sassen wir oft. Über den Dächern von Kathmandu mit Blick auf den Flughafen starrten wir oft in die Sonnenuntergänge.



Um uns herum wurde auf den Dächern die Wäsche gewaschen. Alles per Hand natürlich. Waschmaschine ist Luxusgut. Auch wir haben unsere Sachen fleissig in ner Schüssel gewaschen. Da auch Strom knapp ist, stellt die Regierung diesen nach Zeitplan von Viertel zu Viertel alle drei Stunden für drei Stunden aus. Unsere Stirnlampe kam hier zum vollen Einsatz. So liefen wir alle am Abend mit Mütze und Stirnlampe auf dem Kopf durch die dunkle Wohnung.


Kürzlich waren Wahlen aber wir haben viele Nepali kennengelernt, die nicht zur Wahl gehen da es eh ein korruptes Spiel ist. Selbst jetzt wo die Demokratie gesiegt hat, geht es ihnen schlechter als je zuvor. Die Regierung ist scheinbar so auf sich selbst fixiert, wer welche Position bekommt und wer welche Macht hat. Doch für das Volk wird wenig unternommen. Chan erzählte uns, dass vieles wie Highways oder gar der Flughafen aus dem Ausland (Japan, USA, China) finanziert wurde. Doch die Regierung ist nicht imstande dort weiter anzusetzen, zum Beispiel, dass Strassen nach 20 Jahren repariert werden müssen. Löcher füllt man mit Beton was die Strassen hart und sehr uneben macht. Chan lacht und sagt: „ Wisst ihr, die Nepali können sehr hart arbeiten aber ihnen fehlt die Logik manchmal. Wenn etwas kaputt ist, wird es einfach nicht repariert. Man lebt damit. Man legt dann einfach was drüber oder es wird provisorisch repariert bis es völlig hinüber ist. Ihnen der fehlt der Sinn dafür, etwas zu pflegen oder Instand zu halten.“

Chan sagt auch, dass er denkt, für sein Volk wäre es besser wieder so etwas wie einen König zu haben oder gar einen Diktator. Demokratie funktioniert hier in den Köpfen der Leute noch nicht. Nun gibt es hundert kleine Könige in der Demokratie und jeder will mitmischen. Es geht nur um Geld und Macht. Das Volk ist eigentlich auf sich allein gestellt und die Mehrheit der Nepali versucht im Ausland Fuss zu fassen und sein Land hinter sich zu lassen. Hauptsache weg aus Nepal.

Besonders kurios sind hier Gefängnisstrafen. Chan erklärt folgendes: „ Wenn ich zum Beispiel jemanden umbringe dann beträgt die Höchststrafe 32 Jahre im Gefängnis was hier lebenslänglich bedeutet. Doch die Regierung zählt 24 Stunden als einen halben Tag. 12 Stunden Tag und 12 Nacht. Macht einen halben Tag. Die Nacht ist ja kein Tag. Logisch oder!? Das heisst aus 32 Jahren werden 16 Jahre. Abzüglich dessen werden auch die Feiertage abgezogen, die der arme Verbrecher ja auch absitzt. Also kann es sein, dass am Ende 10 Jahre rauskommen die im Gefängnis abgesessen werden.“


Willkommen in Nepal!


bottom of page